"[I.102. - Cypresse]
- Cypressus sempervirens (Araucariaceae) - Cypresse
Die Cypresse adstringirt und kühlt; ihre Blätter mit süßem Wein und etwas Myrrhe getrunken helfen bei Blasenrheumatismus, lindern Harnverhaltung. Die gestoßenen Früchte mit Wein genossen erweisen sich heilsam bei Blutsturz, Dysenterie, Blasenrheumatismus, Orthopnöe und Husten. Auch ihre Abkochung leistet dasselbe. Mit Feigen gestoßen erweichen sie Verhärtungen und heilen den Nasenpolyp. Mit Essig kräftig gekocht und mit Lupinen zerrieben ziehen sie krätzige Nägel heraus. Im Umschlag bringen sie Darmbrüche in Ordnung. Die Blätter leisten dasselbe. Die Früchte mit dem Laub zum Räuchern angezündet sollen die Mücken vertreiben. Die zerriebenen Blätter aufgelegt verkleben die Wunden; sie sind aber auch blutstillend. Mit Essig fein zerrieben färben sie die Haare. Dann werden sie für sich allein und mit Gerstengraupen bei roseartigen Hautentzündungen und Bläschenausschlag, bei Karbunkeln und Augenentzündungen im Umschlag angewandt. Mit Wachssalbe gemischt und aufgelegt stärken sie den Magen."
(Dioskurides: Materia Medica, Übersetzung von Julius Berends, 1902)

"[I.92. - Andere Harze]
Es gibt aber ein flüssiges Fichten- und Kiefernharz, welches von Gallien und Tyrrhenion hergebracht wird; auch von Kolophons wurde es früher wohl eingeführt, daher hat es den Beinamen Kolophonia erhalten, ebenso aus dem an den Alpen gelegenen Galatien, welches die Bewohner desselben in ihrer Sprache Larix nennen und welches in der Latwerge und für sich allein vorzügliche Dienste leistet gegen chronischen Husten. Auch diese sind nach der Farbe verschieden, denn das eine ist weiß, das andere ölartig, ein anderes gleicht dem Honig, wie die Larix. Es gibt aber auch ein flüssiges Cypressenharz, welches gegen dieselben Leiden dient. Von trockener Art ist teils das Strobilos- und Tannenharz, teils das Kiefern-, teils das Fichtenharz. Wähle aber von allen das wohlriechendste und durchscheinende und nicht dürre, noch das sehr feuchte, vielmehr das wachsähnliche und leicht zerreibliche. Den Vorzug unter ihnen verdient das Fichten- und Tannenharz, denn sie sind wohlriechend und weihrauchähnlich. In feiner Qualität werden sie von der Insel Pityusa, welche in der Nähe von Spanien liegt, gebracht. Das Kiefern- Strobilos- und Cypressenharz ist minderwertiger und besitzt nicht in gleicher Weise die Kräfte wie jene; sie werden aber gegen dasselbe angewandt wie jene. Das Mastixharz ist jedoch dem Terpentin gleichwertig."
(Dioskurides: Materia Medica, Übersetzung von Julius Berends, 1902)