"Saccharum officinarum
"Der Halm dieser Grasart, die man Zuckerrohr nennt, ist mit einem saftreichen Parenchym erfüllt, und so wie er bey seinem Hervorwachsen eine gewisse Höhe erreicht hat, fallen nach und nach die untern Blätter ab, wo dann der von Blättern entblößte und dadurch den Sonnenstrahlen mehr ausgesetzte Theil gerade derjenige ist, in welchem die Zuckerbildung vorzüglich Statt findet.
Um aus dem Zuckerrohre den Zucker zu gewinnen, wird dasselbe durch Mühlen, die aus drey aufrecht gestellten Walzen bestehen, zerquetscht, und der auf diese Art ausgepresste Saft durch Sieden mit Kalkwasser und Aschenlauge gereinigt. Es werden dabey der entstehende Schaum, Cagassa, und die niedergefallnen Theile entfernt, und der Saft alsdann mit einem neuen Zusatze von einer stärkern, mit Kalk bereiteten Lauge so lange gekocht, bis dass er, zwischen die Finger gebracht, dieselben gleichsam zusammenklebt. Beym Abkühlen trennt er sich dann in eine stark gefärbte körnige Masse, Moscovade, und in eine syrupähnliche Flüssigkeit, Melasse. Aus der Moscovade werden nachher in den Rafinerien durch wiederholtes Auflösen und Sieden mit Kalkwasser und Eyweiß oder Rindsblut alle Sorten von Zucker bereitet, und wobey denn auch zugleich der Syrup gewonnnen wird. Durch Auflösen des Zuckers und Krystallisiren wird der Candiszucker erhalten; und aus der Melasse, der Cagassa und dem Spühlwasser vom Reinigen der Geräthschaften gewinnt man durch Gährung und Destillation den Rum, Taffia oder Zuckerbranntwein."
(Gottlob Friedrich Hayne: Getreue Darstellung und Beschreibung der in der Arzneykunde gebräuchlichen Gewächse. Neunter Band. 1825)