• "Salix alba L., weisse Weide (Salicin.). — Die Blätter der Weide kann man zur Vereinigung frischer Wunden benutzen. Die Blüthen verwenden fast alle Aerzte zur Bereitung eines austrocknenden Pflasters, da sie reizlose austrocknende und adstringirende Wirkung haben. Auch der aus diesen ausgepresste Saft wird so verwendet. Dieselbe Wirkung hat auch die Rinde, nur wirkt sie wie alle Rinden auch stärker austrocknend. Man benutzt auch die Asche der Rinde. Die Asche in Essig macerirt, beseitigt Leichdorn, Schwielen und Warzen. Man schneidet auch, wenn die Weide blüht, ihre Rinde ein und verwendet den ausfliessenden Saft gegen Verdunkelung der Pupille. — Die erwähnten austrocknenden und wundheilenden Pflaster führt Galen in „de compos, medie, secund. genera“ an.
    Largus empfiehlt die Essigabkochung der Rinde gegen Scabies. Bei ihrem Gehalt an Gerbsäure, Salicin und Milchsäure ist die Weidenrinde ein Tonicum und mildes Adstringens und eignet sich auch, besonders wegen des in ihm enthaltenen antiseptisch wirkenden Salicins, vortrefflich als Wundmittel. Sie mag auch, dank ihrem Gehalt an Milchsäure und Salicin, gegen Leichdorn und Warzen wirksam sein. Bekanntlich sind die Milchsäure und die dem Salicin ähnlich wirkende Salicylsäure ein Hauptbestandteil aller modernen Hühneraugenmittel. — Das Salicin ist ein Glycosid, dass bei Einwirkung verdünnter Mineralsäuren in Saligenin und Glycose zerfällt und sich im Körper zum Theil in Salicylsäure verwandelt. Im Harn findet es sich als Saligenin, Salicyl- und Salicylursäure."

    (Ludwig Israelson: Die "materia medica" des Klaudios Galenos, 1894)
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