• "Convolvulus Dorycnium L., Doryknium-Winde (Convolvulac.). — Dorycnium ist von ähnlicher Wirkung wie Papaver und Mandragora, welche die gleiche kaltmachende Wirkung haben. Diese Pflanze zeichnet sich durch grosse Wirksamkeit aus. In kleiner Dosis wirkt sie schlafbringend, in grösserer lethal.
    Scribonius Largus führt an, dass diese Pflanze Erbrechen und Ohnmachtsanfälle bewirke. Plinius erklärt den Namen aus dem Gebrauche, die Spitze der Lanzen (Sopo) mit dem Pflanzensaft zu tränken, rechnet ihn also zu den Pfeilgiften. — Wenn wir uns diese Giftwirkung erklären wollen, so können wir allenfalls auf das Glycosid Convolvulin recurriren, das bekanntlich abführende Wirkung hat, in grosser Dosis wohl auch toxisch wirken kann. Erklärt wäre die Giftwirkung, wenn Billerbeck’s Deutung dieser Pflanze als eine Aconitart eine richtige wäre. Doch spricht dagegen schon der Umstand, dass Galen in „de Antidotis“ die Therapie der Aconit- und Dorycnium-Vergiftung getrennt behandelt, gleichwie es auch nach Rinne Largus thut.
    Berendes führt unter den Giften bei den alten Aegyptern Helicacabus auf und nennt diese Pflanze eine Strychnosart: Solan, furios. [Dorycnium = Dioscorides IV, 64. (75)]. Bei Besprechung von Nicanders „Alexipharmaca“ führt er ferner an, dass Dioscorides Dorycnium als Helicacabon, Plinius als Solanum furiosum bezeichnete. Langkavel hält sie gleichfalls für eine Solanum-Art: Physalis somnifera L. Die verschiedenen Deutungen erklären sich eben dadurch, dass Dioscorides in seiner Beschreibung verschiedene verwandte Species zusammenwirft."

    (Ludwig Israelson: Die "materia medica" des Klaudios Galenos, 1894)
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