• "Juniperus Oxycedrus L., Stechwacholder (Conifer.). Pinus Cedrus L., Ceder (Abietin.). — Es giebt zwei Cedernspecies, eine ist strauchartig und dem Juniperus (communis) ähnlich, die andere ist ein hoher Baum. Beide haben warmes und trockenes Temperament im 3. Grade. Cedrea, das sog. Cedernöl erreicht schon den 4. Grad warmmachender Wirkung infolge der Wirksamkeit in feiner Vertheilung. Es verflüssigt weiches Fleisch (schlafie Granulationen); auf harte Geschwülste hat es bei kurzdauernder Einwirkung keinen Einfluss. Es gehört zu den sog. septischen Mitteln (antiseptischen), welche untereinander in Bezug auf ihre Intensität mehr weniger verschieden sind. Das Cedernöl gehört zu den schwächer wirkenden dieser Klasse. Es trocknet das Fleisch der Cadaver aus und schützt es vor Verderbniss, indem es die überflüssigen Wassertheile austrocknet. Auf lebende Körpertheile wirkt es kaustisch ein, indem es deren eigene Wärme bis zu dem Grade vermehrt, dass sie angeätzt werden. Infolge seiner starker Wirkung vernichtet es Nisse, Ascariden und Ohrwürmer, tödtet lebende Embryonen, treibt die todten ab und verursacht beim Coitus vorzeitigen Abgang von Sperma. Es stillt, in einen hohlen Zahn gebracht, Zahnschmerzen, zerbröckelt aber den Zahn selbst. Es hellt Hornhautnarben auf und heilt so Sehschwäche. Der Bodensatz des Cedernöls (entsprechend der Amurca des Olivenöls) hat mildere Wirkung. Er reizt und hat eröffnende Wirkung. Die Reizwirkung ist eine so milde, dass das Volk diesen Absatz den Schafen gegen die bei der Schur entstandenen Wunden einreibt wie Pix humida. Man braucht ihn auch gegen Räude und Läuse der Schafe. Die Cedernnüsse haben so mässige Wirkung, dass man sie essen kann. Bei reichlicherem Genuss erzeugen sie aber Kopfschmerzen une reizen die Verdauungsorgane.
    Hippokrates verwendet Cedernöl als Anthelminticum und Stypticum. Abu Mansur stimmt völlig mit Galen überein."

    (Ludwig Israelson: Die "materia medica" des Klaudios Galenos, 1894)
  • < < <