"[I.7. - Keltische Narde] - Valeriana celtica (Valerianaceae) - Keltische Narde, Keltischer Baldrian
Die keltische Narde wächst wohl in den Alpen Liguriens, wo sie landläufig Saliunca genannt wird. Sie wächst aber auch in Istiren. Es ist ein sehr kleiner, Strauch, welcher samt den Wurzeln in Bündeln wie eine Handvoll gesammelt wird. Sie hat längliche, etwas gelbliche Blätter und eine hoch- gelbe Blüte. Nur die Stängel und Wurzeln stehen im Gebrauch und haben Wohlgeruch. Deshalb muss man die Bündel, nachdem man das Erdige entfernt hat, am ersten Tage mit Wasser besprengen und sie an einem feuchten Orte auf untergelegtem Papier hinlegen und sie am folgenden Tage reinigen; denn mit der Spreu und Nichtdazugehörigem wird durch den Einfluss der Feuchtigkeit das Brauchbare nicht zugleich mit hinweggenommen. Sie wird aber verfälscht durch ein mit ihr zusammen ausgerupftes, ihr ähnliches Kraut, welches man nach dem Geruch stinkendes Böckchen nennt. Die Erkennung ist jedoch leicht, denn die Pflanze hat keinen Stängel, ist heller und hat weniger längliche Blätter, auch hat sie nicht eine bittere und aromatische Wurzel, wie es bei der Jachten ist.
Will man sie (die Narde) aufbewahren, so soll man daher die Stengelchen und Wurzeln, indem man die Blätter wegwirft, absondern, sie, fein zerrieben, in Wein aufnehmen und zu Zeltchen formen und sie in einem neuen irdenen Gefäße wegsetzen, dieses sorgfältig verschließend. Die beste ist die frische und wohlriechende, die wurzelreiche, nicht leicht zerbrechliche und volle. Sie hat dieselbe Kraft wie die syrische, ist aber noch harntreibender und magenstärkender. Sie hilft auch bei Leberentzündungen bei Gelbsucht und Aufblähen des Magens, wenn sie mit Wermuthabkochung getrunken wird, in gleicher Weise bei Milz- Blasen- Nierenleiden und gegen den Biss giftiger Tiere, wenn sie mit Wein genommen wird. Auch wird sie den erwärmenden Umschlägen, Tränken und Silben zugesetzt."
(Dioskurides: Materia Medica, Übersetzung von Julius Berends, 1902)

"[V.67. - Wein aus syrischer und keltischer Narde und aus Malabathron]
Der Wein aus syrischer und keltischer Narde und aus Malabathron wird so bereitet: Nimm von jedem ½ Mine und gib sie in 2 Chus Most, nach zwei Monaten seihe durch. 1 Becher gib zu 3 Bechern Wasser. Er hilft bei Nierenleiden, Gelbsucht, Leberleiden, Harnverhaltung, Bleichsucht und Magenleiden. Einige bereiten ihn aus 2 Unzen Kalmus, 3 Unzen keltischer Narde in einem Kruge Wein."
(Dioskurides: Materia Medica, Übersetzung von Julius Berends, 1902)

"[V.69. - Wein aus der wilden Narde]
Der Wein aus der wilden Narde. 8 Unzen der fein gestossenen und gesiebten frischen Wurzel der wilden Narde behandle mit 1 Chus Most in gleicher Weise und lass sie zwei Monate darin. Gut zu verwenden ist er bei Leberleiden, Harnverhaltung, Blähungen und Magenleiden."
(Dioskurides: Materia Medica, Übersetzung von Julius Berends, 1902)

"[I.75. - Nardensalböl]
Das Nardensalböl wird auf mannigfache Weise mit Malabothronöl und ohne dasselbe hergestellt. Zumeist wird dem Behen- oder dem unreifen Olivenöl Bartgras zum Verdichten des Oels, zum Wohlgeruch aber Kostus, Amomum, Narde, Myrrhe, Balsam zugemischt. Geschätzt wird das weiche, nicht scharfe, welches den Geruch nach trockener Narde und Amonium hat. Es hat verdünnende, durchdringende, reinigende, die Feuchtigkeit (Säfte) verdünnende, erwärmende Kraft. Es ist flüssig, aber nicht zähe, wenn es nicht Harz enthält. Es wird auch eine geringe Sorte, aus Oel von unreifen Oliven und Bartgras, Kalmus, Kostus und Narde bereitet."
(Dioskurides: Materia Medica, Übersetzung von Julius Berends, 1902)