• "Conium maculat. L., gefleckter S chirling (Umbellif.). — Schirling, der aul der äussersten Stufe kaltmachender Wirkung steht, ist Allen bekannt. — Galen betont an vielen Stellen die heftige, schnell zu Tode führende Wirkung des Schirlings, die auf die erkältende Kraft desselben zurückzuführen sei. Merkwürdigerweise führt er an, dass dieses Gift den Staaren zum Nahrungsmittel diene, und versucht das auf eine höchst gekünstelte Weise zu erklären. Innerlich verwendet Galen den Schirling gegen Wassersucht.
    Diese durch den Tod des Sokrates classisch gewordene, in Hellas und seinen Colonien von Staatswegen zu Hinrichtungen, aber sonst auch zu Mord und Selbsmord benutzte Giftpflanze enthält die äusserst giftige flüchtige Base Conii n, ausserdem aber noch Methylconiin und die weniger giftigen Alkaloide Conhydrin und Pseudoconhydrin. Die Coniinvergiftung beruht auf einer combinirten Curare- und Nicotinwirkung. Der uns genau überlieferte Bericht über den Verlauf der Vergiftung des Sokrates giebt an, dass erst die unteren und später die oberen Extremitäten bei noch völlig klarem Bewusstsein gelähmt wurden — aufsteigende curareartige Lähmung der peripheren Enden der motorischen Nerven — und schliesslich die Respiration gelähmt wurde — Nicotin-Wirkung auf das Athmungscentrum. Auch therapeutisch wurden die Coniinsalze (Coniinum hydrobromicum), und zwar im Hinblick auf ihre Curarewirkung als Antidot gegen Krampfgifte und gegen Tetanus rheumaticus und traumaticus versucht. In einem Falle erfolgte Heilung, im anderen Tod. Bei beiden trat aber die eminente Gefahr der Respirationslähmung deutlich zu Tage.“

    (Ludwig Israelson: Die "materia medica" des Klaudios Galenos, 1894)
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