• "Juniperus Sabinae L., Sadebaum (Conif.). — Die Pflanze gehört zu den stark austrocknenden Mitteln, ist der Cypresse ähnlich, jedoch schärfer und von stärkerem Geruche. Man braucht sie gegen langdauernde chronische Fäulnissprocesse. Sie heilt Carbunkel, provocirt die Menstruation und macht den Urin blutig. Sie tödtet den lebenden Foetus und stösst den Todten aus. Sie ist ein im 3. Grade warmmachendes und austrocknendes Medicament. Sabina wird Salben, besonders Gleucinum und vielen anderen Medicamenten hinzugefügt. Gleucinum ist eine Salbe von erschlaffender und warmmachender Wirkung. Man braucht sie auch an Stelle von Cinnamomum.
    Obwohl eine specif. Uteruswirkung durch pharmakolog. Untersuchung nicht erwiesen, wirkt die Sabina wohl aller Wahrscheinlichkeit nach ausser durch peritonitische Reizung, auch durch specif. Nervenreizunguteruscontractionen auslösend. Wenn auch die Hippokratiker die Sabina nicht kannten, so war doch die Uteruswirkung schon Dioscorides, Columella und Plinius bekannt. Galen betont diese Wirkung sehr intensiv und braucht die Sabina alternirend mit dem noch heute von vielen älteren Aerzten als Uterusmittel verwendeten Zimmt. Von den Arabern, welche der Sabina diese Wirkung zuschreiben, citire ich nur nach Bickenberger Ibn el Bitar: „Um die Regel hervorzurufen, giebt man 2 bis 3 Drachmen in einer Latwerge aus Honig, aber man darf die Sabina Frauen von hitzigem Temperament, oder solchen, welche zu enge gebaut sind, nicht geben, ohne schlimme Folgen zu haben.“ Auch Abu Mansur führt die oben genannte Uteruswirkung der Sabina in extenso an. Da Sabina Nephritis erzeugen kann, hat auch Galen in Bezug auf seine Angabe über blutigen Urin nach Einnahme von Sabina ganz Recht. Im übrigen beruht die Reizwirkung der Sabina auf ihrem Gehalt an einem flüchtigen Oel von kampferartigem Geschmacke, welches seiner Wirkung nach zu der bereits besprochenen Cantharidin- Gruppe gehört (cf NN 44, 80 und 466). Ausserdem enthält Sabina wahrscheinlich noch ein giftiges Säurenanhydrid."

    (Ludwig Israelson: Die "materia medica" des Klaudios Galenos, 1894)
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