• "Mentha sylvestris, wilde Münze (Labiat.). Nach Billerheck hat Dioscorides 3 Arten Calaminthe:
    1) Melissa officinalis, 2) Mentha sylvestris, die hier abzuhandelnde, die Galen auch bei Beschreibung der Menth, pip. als Mentha-Art anführt. 3)Melissa altissima, die Galen nicht extra anführt. — Die Calaminthe hat wärmende und trocknende Wirkung im 3. Grade. Der Geschmack ist scharf, deutlich warm und bitterlich. Auf die Haut gelegt, wärmt und beizt sie anfangs, macht dann wund und verursacht schliesslich ein Geschwür. Innerlich genommen, entweder trocken per se oder in Honigwasser, wärmt sie, treibt Schweiss und trocknet aus. Man wendet sie deshalb bei periodisch wiederkehrendem Fieber an, sowohl äusserlich in einer Oelabkochung, mit welcher der Körper unter kräftigen Frictionen eingesalbt wird, als auch innerlich in der erwähnten Form. Auch bei Ischias werden die Hüftgegenden eingesalbt. Hierbei wird das in der Tiefe Befindliche nach aussen abgelenkt, das ganze Gelenk erwärmt und die Haut deutlich angeätzt. Innerlich, als auch örtlich angewendet, provocirt sie wirksam die Menstruation. Sie ist ein gutes Heilmittel gegen Elephantiasis, nicht nur weil sie die dünnen Flüsse vertheilt, sondern auch die dicken verdünnt und fortsehafft, welche ja diese Krankheit verursachen. Auch dichte (Hornhaut-) Narben hellt sie auf und vertheilt Sugillationen (Cataracta?). Behufs dessen kocht man die frische Pflanze im Wein und legt sie nach Art eines Cataplasmas auf. Die trockene Pflanze wirkt stärker und wird zum Aetzen gebraucht. Gegen den Biss wilder Thiere wird sie wie ein Cauterium verwendet und zieht hierbei aus der Tiefe alle Flüssigkeit an. Da sie Bitterkeit mit starker Wärme vereint, ist ihr Saft, sowohl innerlich, als per Klysma angewendet, ein wirksames Anthelminticum. Auch Ohrwürmer und solche auf faulenden Geschwüren vernichtet sie auf diese Weise. Sie erregt auch, innerlich oder local angewendet, Abort. Schliesslich nützt sie bei Asthma, Icterus und Leberstauungen. Besonders wirksam ist die Calamintha montana.
    Hippokrates führt die Calamintha als Laxans an; Grot bemerkt hierzu in einer Fussnote, dass es sich nicht genau bestimmen lässt, „welche Pflanze von den Hippokratikern bezeichnet wird. Ueber den Gebrauch der Münze bei Abu Mansur etc.."

    (Ludwig Israelson: Die "materia medica" des Klaudios Galenos, 1894)
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