• "Paeonia corallina Retz., Korallen- Paeonie (Ranunc.). — Die Glyciside, die man auch Pentorobon und Paeonia nennt, hat eine Wurzel von leicht zusammenziehendem und süsslichem Geschmack. Kaut man sie kräftig, so schmeckt man noch eine leichte Schärfe und Bitterkeit durch. Ein mandelgrosses Stück, zerstossen oder durchgesiebt, in Honigwasser genommen, wirkt menstruationsbefördernd. Sie reinigt auch die verstopfte Leber und Nieren infolge ihrer scharfen und bittern Wirkung. Antidiarrhoisch wirkt sie infolge ihrer adstringirenden Kraft, und zwar als Decoct in herbem Wein. Um den Hals gehängt, heilt sie die Epilepsie der Kinder. Ich wenigstens sah einen bei dieser Anwendung 8 Monate hindurch anfallsfrei gebliebenen Knaben, als er die Wurzel vom Halse gethan, wieder von Krämpfen ergriffen und dann durch erneuertes Tragen dieses Mittels von diesem Leiden wieder befreit werden; und das wiederholte sich, als ich experimenti causa dem Knaben die Wurzel vom Halse nahm und wieder umhängte. Hierbei ist es verständlich, dass endweder die von der Wurzel ausgeschiedenen Stoffe inspirirt wurden und so die afficirten Theile heilten, oder dass die Luft (seil, die der Knabe einathmet) wirksam alterirt wurde. Auf analoger Grundlage hilft Succ. Cyrenaicus (Opobalsam) gegen Entzündung der Uvula und zerriebener Schwarzkümmel gegen Katarrhe und Schnupfen, wenn man nämlich genannte Mittel in ein dünnes Linnen wickelt, dieses warmhält und den Geruch dann kräftig durch die Nase einzieht.
    Hippokrates benutzt die Paeonie als Wundmittel, Largus führt sie gleichfalls an. Abu Mansur braucht sie analog Galen gegen Epilepsie der Kinder, denen die Wurzel umgehängt wird. Ausserdem führt er ein Citat aus Galen an, nach welchem die Pflanze die Milchsecretion befördern, aber auch Gelbsucht erzeugen und nach einem Jahr ihre Wirksamkeit einbüssen soll. In der Editio Kühniana finde ich keine analoge Stelle.- Es muss infolgedessen angenommen werden, dass das Citat einer verloren gegangenen Partie der Galenischen Werke oder einer pseudogalenischen Schrift entnommen ist."

    (Ludwig Israelson: Die "materia medica" des Klaudios Galenos, 1894)
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