• "Apium petroselinum L., Petersilie (Umhellif.). — Am meisten werden die Samen gebraucht, doch haben auch Wurzel und Blätter ähnliche, wenn auch schwächere Wirkung. Petersilie hat scharfen und bitterlichen Geschmack und wirkt erwärmend und in die Tiefe dringend. Sie ist Diureticum und Emenagogum und vertreibt Flatulenz. Sie erwärmt und trocknet im 3. Grade. Die Cilicier nennen auch die auf dem Amanos Gebirge (zwischen Cicilien und Syrien) wachsende Pflanze Petroselinum, doch wird unter dieser Pflanze wohl Smyrnium Hipposelinum zu verstehen sein. — Als beste Petersilie führt Galen die macedonische an, welche überall hin exportirt werde, jedoch ebensowenig wie Falernerwein und attischer Honig in der Menge erzeugt wird, um das Bedürfniss zu decken, was Fälschungen zur Folge hat: Man führt aus Epirus massenhaft Petersilie nach Macedonien ein, von woher sie dann als echte macedonische weiter verhandelt wird. Im Uebrigen sind auch andere Sorten ebenso wirksam, besonders gegen Hydropsien. Auch an anderen Stellen betont Galen die diuretische Wirkung der Petersilie, die er auch gegen Fettleibigkeit verwendet.
    Hippokrates braucht die Petersilie als Laxans, Diureticum, Nieren-, Uterus-, Haut- und Wundmittel. Largus verordnet sie gegen Blasen-, Nierenleiden und Wassersucht. Auch Abu Mansur betont die diuretische Wirkung der Petersilie und ihren Nutzen bei Wassersucht. Wir sehen also all’ die genannten Autoren die diuretische Wirkung der Petersilie betonen, und hier befinden sich Empirie und wissenschaftliche Forschung in völliger Uebereinstimmung. Die Petersilie ist noch heute ein beliebtes Volksmittel bei allen möglichen Affectionen der harnbereitenden und harnabführenden Organe. In meiner Praxis unter dem Landvolke und dem Proletariat habe ich fast nie einen Fall von einer Anomalie genannter Organe in Behandlung bekommen, wo nicht Hauskuren mit Petersilie oder Bacc. Juniperi vorausgegangen wären, einerlei ob es sich um cardialen, renalen, pulmonalen oder hepatischen Hydrops, ob es sich um Strangurie bei Cystitis, Harnbeschwerden bei Prostatikern oder Wöchnerinnen handelte. Das Volk weiss eben aus Erfahrung, dass genannte Pflanzen harntreibend wirken und wendet sie kritiklos an, wo immer die Harnabsonderung vermindert erscheint Dass ein sehr beachtenswerther Kern dem Gebrauche der Petersilie in der Volksmedicin innewohnt, hat A. Raphael nachgewiesen. Er sagt über die diuretische Wirkung des Ol. sem. Petroselin. (auch Galen betont die stärkere Wirkung der Samen gegenüber den Blättern und der Wurzel) folgendes: „Jedenfalls dürfte die Anwendung am Krankenbette durchaus zu empfehlen sein. Die diuretische Wirkung scheint eine ganz vorzügliche zu sein. Wünschenswerth wäre es noch zu untersuchen, ob die Vermehrung der festen Bestandtheile durch das Auftreten von Zucker bedingt ist, oder ob die normalen Harnbestandtheile in grösserer Menge ausgeschieden werden. Ist letzteres der Fall, so erfüllt das Petersilienöl alle Anforderungen, die man überhaupt an ein Diureticum stellen kann“."
    (Ludwig Israelson: Die "materia medica" des Klaudios Galenos, 1894)
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