"Euphorbia officinarum L., gebräuchliche
Wolfsmilch (Euphorbiae.). — Euphorbium
hat caustische Wirkung, auch in feiner Vertheilung als Saft
(Milch). — In „de compos, med. sec. loc.“ giebt
Galen an, dass es schädliche Säfte vertheilt, schleimige
Säfte reinigt, dicke verdünnt, Flatus austreibt. Er empfiehlt
die Wolfsmilch ferner gegen Alopecie, Tremor, Erkältungs-
Kopfschmerzen, führt ferner eine ganze Anzahl von Euph.-
haltigen Pflastern an, die besonders bei Sehnenwunden angewendet
wurden. Als Antidot empfiehlt er Cinnamomum.
In dem eben citirten Werke spricht er auch über das Vorkommen
der Wolfsmilch in Mauretanien und das Werk des
Königs Juba über Euphorbium. Plinus giebt
folgendes an: „Zur Zeit unserer Väter hat Juba, König von
Mauretanien, eine Pflanze entdeckt und nach dem Namen
seines Arztes Euphorbia genannt. Dieser Euphorbus
war ein Bruder des Arztes Musa, welcher einmal dem Kaiser
Augustus das Leben gerettet hatte. Von Juba besitzen
wir ein ganzes Buch über Euphorbia, worin sie hoch
gepriesen wird.“ Ueber die Gewinnung und Verfälschung der
Wolfsmilch berichtet sehr instructiv Dioscorides. Hippokrates braucht Euphorb. innerlich als
Drasticum oder äusserlich als Aetzmittel bei torpiden Geschwüren.
Interessant ist die Verordnungsart, Euphorbia in
Feigen gefüllt, entsprechend unseren Gelatinecapseln, einzunehmen.
Abu Mansur giebt sie innerlich mit Gum. arab.
als einem einhüllenden Mittel, führt auch Vergiftungssymptome
(schwerer Magen, kalter Schweiss, Ohnmacht) an, verwendet
sie bei Lähmungen (Facialisparalyse), Ischias, Biss
toller Hunde. — Euphorbium enthält 30—35% feines Harzes,
welches nach Buchheim reich an Euphorbin, einem Anhydrid der Euphorbinsäure ist. Dieses geht im Darm
unter Hervorrufung von Reizercheinungen in Euphorb insäure
über und dadurch tritt Stuhlgang ein. Ausserdem enthält Euphorbium das unwirksame
Euphorbon. Erwähnt sei noch hier das A. Packiewicz’sche
Geheimmittel gegen Hundswuth, das Euphorbium
enthält, welches ja Abu Mansur gleichfalls gegen Hundswuth empfiehlt. Ferner möchte ich noch anführen, dass das
bekannte Schwindelmittel Baunscheidt’sches Oel gleichfalls
Euphorbium-haltig ist."
(Ludwig Israelson: Die "materia medica" des Klaudios Galenos, 1894)