"Gemeines Geum, Benediktenkraut, Benediktenwurz, Nelkenwurz, Märzwurz, Nardenwurzel, Igelkraut, Sanamundkraut, Heil der Wekt, Hasenauge.
Wächst in ganz Deutschland und den übrigen Ländern Europens an schattigen Orten.
Blühet vom Junius bis in den August.
Die Wurzel dieses Gewächses ist als ein sehr geschätztes Arzneymittel bekannt; jedoch wenn sie möglichst wirksam seyn soll, muß man sie im Frühjahre, ehe die Stengel hervorgetrieben werden, sammeln, und zwar nur an trocknen Orten. Am wirksamsten hat man sie gefunden, wenn sie im Garten in einem passenden Boden gebauet wurde, wo der Wurzelstock, der sich überdies wirksamer als die Wurzelfasern zeigt, einen größern Umfang erlangt. Auch muß das Trocknen bey nicht zu starkem Wärmegrade geschehen, weil sonst die ätherisch-öhligen Theile, die sie enthält, verloren gehen. Man findet die Wurzeln unter dem Nahmen Radices Caryophyllatae in den Apotheken, doch nennt man sie auch schon Radices Gei urbani, um sie bestimmter von denen des Geum rivale zu unterscheiden, die, wie einige meinen, oft statt ihrer gesammelt werden sollen.
Die Wurzel besitzt einen schwachen nelkenartigen Geruch; ihr Geschmack ist zusammenziehend, etwas gewürzhaft und dabey von geringer Bitterkeit. Hiernach zu urtheilen ist ihr vorwaltender Grundtheil zusammenziehender Stoff, verbunden mit ähterisch-öhligen Theilen und etwas bitterm Extractivstoff.
In neuern Zeiten hat man sie mit dem besten Erfolg wider das Wechselfieber gebraucht. Man giebt sie entweder als Pulver an einem Quentchen, oder im Absude - vielleicht aber noch besser im Aufgusse - zu einer Unze."
(Gottlob Friedrich Hayne: Getreue Darstellung und Beschreibung der in der Arzneykunde gebräuchlichen Gewächse. Vierter Band. 1816.)