"An den Seeküsten des südlichen Europa und namentlich auf den griechischen Inseln ist die Meerzwiebel Scilla maritima L. nicht selten. Rauwolf fand sie um Tripoli in Syrien so häufig, dass die Einwohner die Zwiebeln gleich Steinhaufen in der Nähe ihrer Gärten aufschütteten.
Die Meerzwiebel gehört zu den ältesten Medikamenten; frühzeitig kannten die Aegyptier schon ihre Kräfte gegen die Wassersucht , sie errichteten ihr einen Tempel, in dem sie sie göttlich verehrten . Pythagoras ließ vor seiner Thüre eine Meerzwiebel gleichsam als Amulet aufhängen; er kannte schon den mit ihr bereiteten Essig, dem er übrigens übertriebene Kräfte zuschrieb.
Hippokrates benutzte besonders die Meerzwiebel bei Eiterungen innerer Theile ; er ließ Scheiben der Zwiebel mit Wasser kochen, dies abgießen, wieder neues aufschütten und nun so lange mit Kochen fortfahren , bis die Zwiebel ganz weich geworden war, sie wurde dann zerrieben und mit Honig zu einem Ecclegma gemacht, dessen der Kranke sich bediente . Aeußerlich brauchte man sie als erweichendes Mittel für sich oder in Verbindung mit Schweinefett, Oehl , Harz, Bleiweis, Grünspan , Wachs und ähnlichen Mitteln . Zur Reinigung des Uterus machte man aus einem 6 Finger langen und fingerdicken Stücke Zwiebel ein Pessarium, dessen oberer Theil frei gelassen, der untere aber mit Wolle umwickelt 24 Stunden lang im Uterus erhalten wurde."
(J.H.Dierbach: Die Arzneimittel des Hippokrates, 1824)