Verwendet werden die reifen, hellbraunen bis rötlichbraunen Samen (Leinsamen - Lini semen) und das daraus gewonnene Öl.
Traditionelle Anwendung:
Leinsamen sind ganz, leicht gequetscht oder geschrotet ein mild wirkendes Laxans, induziert durch die Quellung der Samenschalen im Darm (Volumenreiz). Aufgrund der Schleimstoffe dient die Droge auch als einhüllendes Mittel (Mucilaginosum).
Leinöl hat schwach laxierende Eigenschaften. Die bei der Ölgewinnung anfallenden Preßrückstände (Placenta Seminis Lini) werden äußerlich zu Kataplasmen verwendet, da sie ein großes Wärmespeichervermögen aufweisen. Offizinell war früher in der Dermatologie ein Brandliniment (Linimentum Calcariae), das aus Leinöl und Kalkwasser bereitet wurde. Leinöl besitzt Bedeutung als Diätetikum sowie als Ausgangsstoff für die Herstellung von Lacken, Firnissen und Seifen.
Leinenfaden dient in der Chirurgie als Nahtmaterial.
Homöopathie:
Linum usitatissimum HAB; die frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen.
Anwendungsgebiet: Heuschnupfen, Harnblasenreizung.
Anerkannte Medizinische Anwendung:
HMPC (Herbal Medicinal Product Committee): Die innerliche Anwendung von Leinsamen bei chronischer Verstopfung oder für den Fall, dass eine leichte Entleerung mit weichem Stuhl erforderlich ist, ist medizinisch allgemein anerkannt („well-established use“).
ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy ): innerlich bei wiederholt auftretender Verstopfung, bei durch Abführmittelmissbrauch geschädigtem Darm, außerdem bei Reizdarm (Colon irritabile) und Diverkulitis. Als Schleimzubereitung bei Gastritis (Magenschleimhautentzündung) und Enteritis (Darmentzündung). Äußerlich als heißer Breiumschlag (Kataplasma) bei Hautentzündungen.
Keine unerwünschten Wirkungen bekannt. Leinsamen müssen mit einer genügenden Menge an Flüssigkeit angewendet werden! Die Resorption gleichzeitig eingenommener Arzneimittel kann verzögert werden.
Bereitung eines Schleimes:
Bei Verstopfung 2 bis 3 mal täglich 1 Esslöffel (10 bis 15 g) von unzerkleinertem oder geschrotetem Leinsamen mit reichlich Flüssigkeit (!) einnehmen. Der Leinsamen kann auch in Wasser vorgequollen eingenommen werden. Während der Therapie mit Leinsamen muss in jedem Fall eine reichliche Flüssigkeitszufuhr gewährleistet sein. Zur Bereitung des Schleims werden 5 bis 10 g Leinsamen mit kaltem Wasser 20 bis 30 Min. stehen gelassen. Danach wird die Flüssigkeit abgegossen. Für die äußerliche Anwendung als Umschlag werden 30 bis 50 g gemahlener Leinsamen zu einem feuchtheißen Brei verarbeitet.