Lein m, Linum, Gattung der Leingewächse mit ca. 200 Arten in gemäßigten und subtropischen Gebieten; Kräuter, Stauden und (Halb-)Sträucher mit einfachen Blättern und 5zähligen, blau, rot, gelb oder weiß gefärbten Blüten.
Der Wiesen-Lein oder Purgier-Lein (Linum catharticum, in Kalkmagerrasen und Moorwiesen) ist ein bis 30 cm hohes, gabelästiges Kraut mit schmalen, länglichen, gegenständigen Blättern und kleinen, weißen, in lockeren Rispen hängenden Blüten. Der einjährige Kultur-Lein oder Flachs (Linum usitatissimum) ist ein 60–100 cm hohes Kraut mit länglichen, ungestielten Blättern, hellblauen oder weißen Blüten, deren Kronblätter bereits am Mittag abfallen, und rundlichen, 5fächerigen Fruchtkapseln. Die flachen, glänzend braunen Samen sind reich an Schleimstoffen, Proteinen und Fetten, enthalten aber auch das Glykosid Linamarin, das, enzymatisch gespalten, Blausäure freigibt. Der Kultur-Lein stammt von Linum bienne ab, der wie alle Wildarten der Gattung mehrjährig ist.
Lein ist seit ca. 8000 Jahren in Kultur (Ägypten, Babylonien, Phönizien, Israel; Ackerbau). Man unterscheidet nach dem gewünschten Ernteprodukt 2 Zuchttypen: den Öllein, dessen Samen einen besonders hohen Fettgehalt haben, und den Faserlein. Im Rindengewebe des Stengels liegen in Bündeln 3–10 cm lange Sklerenchymfasern. Um die einzelnen Fasern zu isolieren, sind folgende Schritte notwendig. Rösten: Die Mittellamellen der Sklerenchymfaserbündel werden durch Bakterien, Pilze oder chemisch aufgelöst (Röste); anschließend werden die Stengel geklopft und gebrochen (Brechen, Schwingen) und so die Faserbündel von anderen Pflanzenteilen getrennt. Beim Hecheln werden die Faserbündel über ein Nagelbrett gezogen und gleichgerichtet; die dabei gewonnenen Fasern sind gut verspinnbar, aber schwierig zu färben. Das Bleichen der Gewebebahnen geschieht durch Sonnenlicht und Wasser oder Chlor. Reinleinen besteht ganz aus Leingarn, bei Halbleinen ist lediglich der Schuß oder die Kette aus Leinen.
Leinöl (Ölpflanzen) wird durch Kalt- oder Warmpressen der gemahlenen Leinsamen gewonnen; der nährstoffreiche Preßkuchen ist ein gutes Viehfutter (Leinkuchen). Leinsamen finden auch in der Medizin Verwendung. Wegen ihres Quellvermögens dienen sie vor allem als sanftes Abführmittel; Leinöl soll, äußerlich angewandt, Hauterkrankungen günstig beeinflussen. Verschiedene Lein-Arten wie z.B. Linum grandiflorum (Nordafrika) mit rosafarbenen oder roten Blüten oder der blaublühende, in Europa heimische Dauer-Lein (Linum perenne) werden als Zierpflanzen gezogen.