"[II.146. - Kohl] - Brassica oleracea (Cruciferae) - Gartenkohl
Der gebaute Kohl [Einige nennen ihn Gartenkohl, die Römer Brassica] ist gut für den Bauch, wenn er nur oben aufgekocht genossen wird. Stark gekocht stellt er den Durchfall und mehr noch, wenn er zweimal gekocht und in Lauge gekocht wird. Der Sommerkohl ist schlecht für den Magen und schärfer, der aber in Ägypten ist wegen der Bitterkeit ungenießbar. Gegessen hilft er denen, die an Stumpfsichtigkeit und Zittern leiden, auch beseitigt er, hinterher genossen, das von einem Rausche oder vom Wein herrührende schlechte Befinden. Der Blütenschössling davon ist zwar besser für den Magen aber schärfer und mehr harntreibend; eingesalzen dagegen bekommt er dem Magen schlecht und bringt den Bauch sehr in Unordnung. Der rohe Saft davon, mit Schwertlilie und Natron getrunken, erweicht den Bauch; mit Wein genommen hilft er den von der Viper Gebissenen, mit Bockshornmehl und Essig den an Podagra und Gicht Leidenden. Ferner eignet er sich zum Aufstreichen auf schmutzige und alte Wunden. Für sich allein als Injektion in die Nase reinigt er den Kopf; mit Taumellolchmehl als Zäpfchen eingelegt befördert er die Menstruation. Die Blätter für sich allein oder mit Graupen zerrieben als Umschlag sind wirksam bei jeder Entzündung und Ödem. Sie heilen auch roseartige Entzündungen, Epinyktiden und Aussatz, und reißen mit Salz Karbunkeln ringsum auf. Sie verhindern ferner den Ausfall der Kopfhaare. Gekocht und mit Honig gemischt wirken sie gegen fressende krebsartige Geschwüre. Roh mit Essig genossen sind sie denen heilsam, die an der Milz leiden. Gekaut, so dass der Saft davon ausgezogen wird, stellen sie die zeitweise verlorene Stimme wieder her. Die Abkochung als Trank treibt den Bauch und die Menstruation. Die Blüte aber nach der Geburt im Zäpfchen eingelegt verhindert die Empfängnis. Der genossene Same, am besten von dem in Ägypten wachsenden, treibt die Würmer aus; er wird auch zu den Mitteln gegen den Biss giftiger Tiere gemischt. Weiter reinigt er das Gesicht (die Gesichtshaut) und (entfernt) Leberflecken. Die grünen Stengel mit den Wurzeln gekocht und mit altem Schweinefett aufgelegt beschwichtigen chronische Seitenschmerzen."
(Dioskurides: Materia Medica, Übersetzung von Julius Berends, 1902)