"Alginsäure (Alginate): Alginate sind die charakteristischen Zellwandbestandteile (Interzellularschleime) der Braunalgen. Zur technischen Gewinnung bedeutsam sind Arten der Gattungen Ascophyllum, Laminaria und Macrocystis.
Die Alginatherstellung beginnt mit einem Waschvorgang der zerkleinerten Algen, um störende Salze zu entfernen. Die Alginsäure löst man aus dem Extraktionsgut mit Sodalösung oder mit verdünnten Alkalien als Natriumsalze heraus; die dicke, visköse Masse lässt man klären. Durch Zusatz von Mineralsäuren kann die freie - in Wasser unlösliche - Alginsäure ausgefällt werden, die dann wiederum durch berechnete Mengen an NaOH in Natriumalginat - ein weißes bis bräunlichweißes, nahezu geruch- und geschmackloses Pulver - überführt wird. Die Handelsprodukte sind vorzugsweise Natriumalginate.
Alginate gehören zu den unverdaulichen Polysacchariden. Nach allen bisherigen Erfahrungen sind sie nicht toxisch. Natriumalginat zeichnet sich durch die Eigenschaft aus, die Resorption von Radiostrontium zu hemmen, ohne zugleich die Kalziumaufnahme zu beeinflussen. Auch die Resorption anderer zweiwertiger radioaktiver Metallionen wird vermindert. Wie viele andere Kohlenhydrate hat auch Alginat die Eigenschaft, den Blutcholesterinspiegel zu senken. Lösungen von Alginaten (Natriumalginat) bilden nach dem Eintrocknen einen zusammenhängenden, abwaschbaren Film. Sie eignen sich als blutstillendes Mittel, da sich das Alginat mit dem Blutkalzium zum unlöslichen Ca-Alginat verbindet und dadurch eine die Wunde verschließende Haut bildet. Gewisse Salze, wie das Ca-Salz, lassen sich zu Fäden und Garn bzw. gaze- oder watteähnlichen Produkten verarbeiten. Diese haben den Vorteil, dass sie vom Körper resorbiert werden. Alginate sind als Gelbildner Bestandteil von Fertigarzneimitteln, die zur Behandlung der Refluxösophagitis verwendet werden.
Alginate sind geeignet als Binde- und Sprengmittel in Tabletten, als Basis für Lutschtabletten, als Suspensionsstabilisator und Dickungsmittel in wasserhaltigen Lotionen, Cremes und Hautgelen. Kaliumalginat zusammen mit Gips und Natriumphosphat, dient als Gebissabdruckmasse in der Zahnprothetik.
Am meisten verwendet werden Alginate in der Lebensmittelindustrie: als Dickungsmittel und Emulgator für Speiseeis, Saucen, Mayonnaisen und Kakaogetränke; als Gelierungsmittel für Pudding und Dessertgelee. Alginatzusätze verhindern das Absetzen von Trub in Frucht- und Pflanzensäften; sie verbessern die Schaumfähigkeit von Bier."
(Ernst Steinegger, Rudolf Hänsel: Lehrbuch der Pharmakognosie und Phytopharmazie, Springer-Verlag, 1988)