"Europäische Haselwurz, gemeine Haselwurz, wilder Nardus, Weihrauchkraut.
Wächst in den mehresten Gegenden Deutschlands, so wie in den übrigen Ländern Europas in Wäldern und Gesträuchen.
Blühet im März und April.
In den Apotheken werden von diesem Gewächse die Wurzeln und Blätter, Radices et Folio s. Herba Asari aufbewahrt.
Das ganze Gewächs besitzt eine starken, dem Baldrian ähnlichen, im frischen Zustande etwas gewürzhaften, cardamomenartigen Geruch, und einen scharfen, ekelhaften, bitterlichen Geschmack. Durch die Destillation mit Wasser erhält man nach Görz einen wahren Kampher. Außer diesem und dem riechenden Wesen besitzt es auch etwas vom scharfen Grundstoff, weshalb es reizend, brechenmachend, purgierend, harn- und schweißtreibend ist, und äußerlich auch als Niesenmittel angewendet werden kann.
Die Wurzel ist von einigen als Brech- und Purgiermittel angewendet worden und nach Cullen soll sie die Ipecacuannha entbehrlich machen. Es wäre zu wünschen, daß diese Meynung durch fortgesetzte Beobachtungen neuerer Ärzte bestätigt würde, um ein wohlfeiles, inländisches MIttel einem theurern, ausländischen substituiren zu können.
Durch anhaltendes Kochen im Wasser verliert sie den scharfen Grundstoff, und mit diesem die purgierende und brechmachende Kraft, so daß auch der Absud mehr harntreibend ist. Das Extract, Extractum Radicum Asari, steht daher auch der Wurzel weit nach.
Die Blätter sind mit der Wurzel von gleicher Wirkung, nur sind sie in Rücksicht der Dosis noch nicht genau genug geprüft."
(Gottlob Friedrich Hayne: Getreue Darstellung und Beschreibung der in der Arzneykunde gebräuchlichen Gewächse. Erster Band. 1805.)