Hanf m, Cannabis, Gattung der Cannabisgewächse mit der einzigen, aus Zentralasien stammenden, heute über alle gemäßigten und subtropischen Regionen der Erde verbreiteten Art Gewöhnlicher Hanf, Cannabis sativa. Einjährige, stark verzweigte, bis 4 m hohe, diözische Pflanze mit handförmig gefingerten Laubblättern (aus meist 5–7 lanzettlichen, grob gesägten Blättchen) und unscheinbaren, grünlichen Blüten. Letztere in lockeren, rispenartigen Gesamtblütenständen (staminat) oder jeweils von einem Vorblatt umhüllt in beblätterten Scheinähren (karpellat). Die Frucht ist eine einsamige Nuß. Alle oberirdischen Teile der Pflanze (besonders der obere Teil des Stengels, die oberen Blätter und die Deckblätter) sind mit Harzdrüsen und Haaren besetzt.
Hanf ist eine bereits aus der Antike bekannte Kulturpflanze (Ackerbau), die insbesondere wegen ihrer Samen, ihres Harzes und ihrer Fasern in einer Reihe verschiedener Varietäten angebaut wird. Die 5–55 mm langen Bastfasern des Stengels bestehen hauptsächlich aus Cellulose und werden ähnlich wie Jutefasern (Corchorus) durch Rösten und anschließendes Brechen der nach der Ernte entblätterten und leicht getrockneten Sproßachse gewonnen. Ihre hohe Festigkeit, Dauerhaftigkeit und Wasserbeständigkeit machen sie besonders geeignet zur Herstellung von Tauwerk und Säcken. Seit 1996 ist in Deutschland der Anbau von bestimmten Hanf-Varietäten zugelassen (Gehalt an Tetrahydrocannabinol unter 0,3%, s.u.). In der Umweltbilanz stehen einem praktisch pestizid- und herbizidfreien Anbau die Anwendung von Fungiziden (bei feuchter Witterung) sowie eine (mäßige) Stickstoffdüngung (auf ehemals ungedüngten Brachflächen) gegenüber. Als Nebenprodukt der Fasergewinnung fallen die Früchte des Hanfs an. Sie werden als Vogelfutter genutzt oder wegen ihres Fettgehalts (30–35%) zur Ölgewinnung ausgepreßt.
Eine als Indischer Hanf (Cannabis sativa ssp. indica) bezeichnete Unterart dient in erster Linie zur Gewinnung der Rauschdrogen Haschisch (Hanfharz) und Marihuana, die geraucht, gegessen oder getrunken werden (Drogen). Sie erzeugen je nach Zustand und Persönlichkeit des Konsumenten Apathie, Euphorie, Halluzinationen oder Erregungszustände. Chronischer Haschischkonsum kann zu psychischer Abhängigkeit und schweren Persönlichkeitsveränderungen auf der Basis hirnorganischer Schäden führen. Der halluzinogen wirksame Inhaltsstoff ist das zu den Cannabinoiden gehörende Tetrahydrocannabinol, für das eine das Wachstum von Hirntumoren hemmende Wirkung sowie ein bestimmte Symptome der multiplen Sklerose (Zittern, spastische Krämpfe) mildernder Effekt diskutiert wird. Außerdem enthalten die Drogen für den charakteristischen Geruch verantwortliche etherische Öle und Alkaloide. Hauptproduzenten des Harzes sind Marokko, Libanon, Afghanistan, Nepal, Mexiko und die USA.