• "Gerste (Gramm.). — Gerste wirkt trocknend, kühlend im 1. Grade und auch etwas reinigend. Sie trocknet etwas mehr wie Bohnenmehl, jedoch ohne Schalen, wird übrigens äusserlich diesem analog gebraucht. Als Nahrungsmittel ist aber Gerste vorzuziehen, weil sie nicht wie Bohnen Flatulenz erzeugt. Da sie sich nicht weit von mittlerer, indifierenter Wirkung entfernt, wird sie viel angewendet, namentlich mit viel anderen Medicamenten vermischt, ebenso wie Wachs und Oel. — In „de alim. facult.“ geht Galen ausführlich auf Zubereitung des Schrotes und der Graupe und auf die richtige Art des Kochens ein. Während der Weizen wärmt und dicke, zähe Säfte erzeugt, kühlt die Gerste und schafft dünne und reinigende Körpersäfte. Sind die Graupen richtig behandelt und namentlich beim Kochen soviel als möglich aufgequollen, so sind sie, wie auch Hippokrates angiebt, eine Gesunden und Kranken nüzliche Kost.
    Gerstenbrod hat weniger Nährstoff und bricht leichter als Weizenbrod. Das Gerstenschrotbrod wird bei manchen Völkern, z. B. von den Bauern auf Cypern, wie ich selbst gesehen, statt Brod gegessen. Früher bekamen auch die Soldaten solches, was jetzt bei dem römischen Militair nicht mehr der Fall ist, da es für zu kraftlos gehalten wird. — Auf die diaetetische Bedeutung der Gerste bei den Hippokratikern einzugehn, würde mich zu weit führen. Nur der interessanten Hypothese Koberts, nach welcher die Uteruscontractionen auslösende Wirkung der Gersten- und Weizenmehltränke auf Mutterkorn-Verunreinigung zurückzuführen ist, soll hier gedacht werden."

    (Ludwig Israelson: Die "materia medica" des Klaudios Galenos, 1894)
  • "Vergohrenes Bier. Bier ist viel schärfer wie Gerste und ist ein schlechter Saft, weil er aus einem Fäulnissprocess hervorgegangen ist. Er bläht, ist theilweise scharf und warm, hauptsächlich aber kalt, wässrig und sauer.
    Auch bei Abu Mansur steht das Bier in Misscredit: Es verursacht Aussatz, Kollern im Leibe und Blähungen, erzeugt schlechte Säfte und befördert Erbrechen. Razes sagt, dass der aus Gerste bereitete Zythos „den Nerven schade, Kopfschmerz verursache, diuretisch wirke und den Katzenjammer beseitige.“ Tempora mutantur!."

    (Ludwig Israelson: Die "materia medica" des Klaudios Galenos, 1894)
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