"Wand-Schildflechte , goldgelbe Becherflechte, goldgelbe Schuppenflechte, Wandflechte,
Wand-Lappenflechte, Steinflechte gemeine gelbe Baumkrätze.
Wächst in ganz Deutschland und den übrigen Ländern Europens sehr häufig an den Stämmen
der Bäume, an hölzernen Wänden, an Mauern auf Steinen und auf Dächern.
Fruchttragend ganz gewöhnlich erscheinend.
Man sammelt ihn am zweckmäßigsten im Herbste bey feuchter Witterung, wo er am
stärksten vegetirt und wo er sich am besten von seinem Standorte abnehmen lässt. Man trocknet
ihn an der Sonne und reinigt ihn alsdann sorgfältig von allen fremdartigen Theilen, besonders
von der ihm auf der untern Fläche anhangenden erdigen Substanz, und so auch von den schon
abgestorbenen Theilen des Laubes selbst. Alsdann wird er in wohl verbundenen Zuckergläsern
an einem trocknen Orte aufbewahrt. Das aus ihm bereitete Pulver, welches, wenn es gut bereitet
ist, eine hellgrüne Farbe haben muss, hebt man in wohl verschlosnen Gläsern auf.
Nach Sander kommt diese Flechte der Chinarinde, in Hinsicht der therapeutischem Wirkungen,
nicht nur gleich, sondern übertrifft diese sogar. Er giebt sie in Pulver — welches äußerst
fein seyn muß, — in Pillen, die aus dem Pulver gepulverter Altheewurzel
und Wasser bereitet werden, im geistig-wässrigen Aufgusse und im Absude, so wie er auch
ein Extract aus ihr bereiten lehret, von dem er sich auch eine gute Wirkung verspricht. Die
Dosis von dieser Flechte und ihren Zubereitungen ist ganz wie bey der Chinarinde. Die Flechte
zeigte sich äußerst wirksam bey intermittirenden Fiebern und in Rückfällen übertraf sie die Chinarinde,
und so auch beym Typhus in zwey und zwanzig Fällen. Auch hat sie der schon genannte
Arzt, in der Hautwassersucht, ferner bey Schwäche der Verdauungstverkzeuge, wo er sie im wäfsrigern
Aufgusse mit Eisen und aromatischen Mitteln verbunden gab, auch in der Chlorosis, wo
er sie in Pulverform mit Eisen anwendete, und bey Hämorrhagien der Gebärmutter, wo sie mit
Eisensalze verbunden wurde. Die concentrirte Abkochung erwies sich als ein treffliches Mittel gegen
die fibris lenta nervosa und unterstützte auch die Heilung der schleimigen Lungenschwindsucht,
so wie sie auch mit bestem Erfolge bey Schleimflüssen innerlich und äußerlich angewandt
und im letzten Stadium bey dem Keichhusten mit einem geringen Zusatze von Cantharidentmixtur gegeben
wurde. Auch bey Scropheln und bösartigen Geschwüren war die Flechte nicht ohne Nutzen."
(Gottlob Friedrich Hayne: Getreue Darstellung und Beschreibung der in der Arzneykunde gebräuchlichen Gewächse. Fünfter Band. 1855.)