• "Aconitum Lycoctonum L., gelber Sturmhut, (Ranunc). Aehnliche Wirkung wie die vorige Pflanze, tödtet Wölfe ebenso leicht wie jene Panther. Als Gegengift gegen Aconit empfiehlt Galen ein Handvoll Ruta in ungemischtem Wein, ferner Hühnerfett und den Theriac ex viperis. Galena dicta. In der später zu schreibenden Abhandlung über Milch empfiehlt Galen auch diese als Antidot gegen Aconit. Die Giftigkeit des Aconits charakterisirt die griechische Sage von der Entstehung dieser Giftpflanze: Als nämlich Hercules den Cerberus aus dem Orcus an das Tageslicht brachte, floss aus dem Rachen des sich sträubenden Höllenhundes Geifer auf die Erde und diesen Stellen entspross das Aconit Den Arabern war das Wesen des Aconits weit besser bekannt als den Griechen. Nach Sickenberger schildert Ahrun el Kass die Wirkung folgendermassen: „Hat man ein bischen genommen, so schwellen die Lippen und die Zunge an, das Gesicht verdunkelt sich (Dyspnoe), Nasenbluten, und epileptische Zufälle gehen dem Tode voran, (Wirkung auf Athemcentrum und Centralnervensystem). Razes empfiehlt bei solchen Vergiftungen vorerst ein Brechmittel, hierauf viel eines weinigen Absuds von Eicheln (Tannin) zu trinken und gleichzeitig grosse Dosen von Moschus (als Analepticum) zu nehmen — ein durchaus vernünftiges Regime. Das im Aconitum Napellus enthaltene Aconitin, das giftigste aller Alkaloide, hat abgesehen von seiner lokalen Reizwirkung und der direkten Beeinflussung peripherer Organe, (speciell quergestreifte Muskulatur und Herz) vor allem eine centrale Wirkung auf Gehirn und Rückenmark, die erst gereizt und dann gelähmt werden. Die Reizwirkung betrifft die motorischen Centra des Centralnervensystems, speziell das Respirationscentrum in der Rautengrube. Die Dyspnoe wird mit bedingt durch Reizung centripetaler Vagusfasern der Lunge. Es folgt dann, nachdem sehr heftige Krampfparoxysmen vorhergegangen, Lähmung der motorischen Centra und nach Lähmung des Athmungscentrums erfolgt der Tod durch Wegfall der Respiration an Erstickung. Die im Aconitum Lykoktonum enthaltenen Alkaloide — Lykaconitin und Myoktonin — haben curareartige Wirkungen und sind so gut wie ungiftig (Robert)."

    (Ludwig Israelson: Die "materia medica" des Klaudios Galenos, 1894)
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