• "Arum Dracunculus L., Drachwurz (Spadiciflor.). — Dracontium ist dem Arum maculatum überaus ähnlich, sowohl in Bezug auf Blätter als auch Wurzel, doch ist Dracontium schärfer und bitterer von Geschmack und wirkt auch stärker wärmend. Dracontium hat leicht adstringirende Eigenschaft, reinigt alle Eingeweide, verdünnt die eingedickten Körpersäfte und wirkt vorzüglich auf bösartige Geschwüre ein. In Essig abgekocht reinigt die Wurzel die Haut von Leberflecken. Die Blätter haben ähnliche Wirkung. Sie heilen frische Wunden, besonders wenn die Blätter noch grün und frisch sind, denn wenn sie trockner werden, haben sie eine den frischen Wunden nicht bekömmliche reizende Wirkung. Die Blätter sollen auch nassen Käse vor Fäulniss bewahren. Die Frucht wirkt energischer nicht nur als die Blätter, sondern auch als die Wurzel. Daher nehmen wir an, dass sie Carcinome und Polypen zum Einschmelzen bringen könne. Der Fruchtsaft wird gegen Augenleiden angewendet. — Auch gegen Ohrenentzündung wendet ihn Galen an. In „de aliment. fac. sagt er, dass die Wurzel ebenso wie die des Arum macul. gegessen werden kann, nachdem man sie 2—4 mal abgekocht hat, um die arzneiliche Wirkung zu eliminiren.
    Dass Galen die Arumarten, besonders aber Ar. Dracunc. als wirksames Expectorans empfiehlt, haben wir schon bei Besprechung der Ar. mac. erwähnt. Auch Hippokrates empfiehlt sie als Expectorans. Dass diese Verwendung eine überaus rationelle ist, geht daraus hervor, dass die Wurzeln von Ar. macul. und Dracunc. ein zur Saponingruppe gehörendes, auf die Schleimhäute der oberen Luftwege stark reizend wirkendes Glycosid enthält. Bekanntlich hat Robert und dann Pachorukow in der Quillajarinde die Quillajasäure und ein neutrales Glycosid Sapotoxin entdeckt, welche analog der in der rad. Seneg. enthaltenen Polygalasäure und dem Senegin die Mundschleimhaut und die Respirationswerkzeuge in ihren oberen Abschnitten reizen und zu einer reichlichen Expectoration bringen, infolge dessen hei unlädirter Darmschleimhaut als Expectorans zweckmässig verordnet werden können. Sind aber Substanzverluste in der Darmschleimhaut vorhanden, so wirken oben genannte Körper ebenso, als ob sie ins Blut gespritzt würden, d. h. sie zerstören die rothen Blutkörperchen. In frischem Zustande sind die Arumarten sehr giftig. — Mir scheint, dass Galen die Arumarten als Expectorans mit demselben Recht verwendete, wie wir die cort. Quill, und rad. Seneg."

    (Ludwig Israelson: Die "materia medica" des Klaudios Galenos, 1894)
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