"Haud secus altipetax semente Cucurbita vili
Assurgens , parmis foliorum suscitat umbras
Ingentes erebrisque iacit retinacula ramis.
Ac velut ulmum hedera implicuit cum frondibus altam,
Ruris abusque sinu toti sua brachia circum
Laxa dedit ligno, summumque sequuta cacumen
Corticis occuluit viridi tutamine rugas
Aut arbustivum vitis genus, arbore cum se
Explicuit quavis, ramorumque alta corymbis
Vestiit et propria sursum se sponte levavit,
Visitur ergo rubens aliena in sede racemus
Dependere, premit tabulata virentia Bacchus,
Pampinus et frondes discernit latior altas:
Sic mea sic fragili de stirpe Cucurbita surgens
Diligit adpositas sua sustentacula furcas,
Atque amplexa suas uncis tenet unguibus alnos.
Ne vero insano divelli turbine possit,
Quot generat nodos, tot iam retinacula trudit,
Et quoniam duplicem producunt singula funem,
Undique fulturam dextra laevaque prehendunt.
Et velut in fusum nentes cum pensa puellae
Mollia traiiciunt, spirisque ingentibus omnem
Filorum seriem pulchros metantur in orbes:
Sic vaga tortilibus stringunt amenta catenis
Scalarum teretes involvuntque illico virgas,
Viribus et discunt alienis tecta cavarum
Ardua porticum volueri superare natam.
Jam quis ponia queat ramis pendentia passim
Mirari digne! quae non minus undique certis
Sunt formata viis , quam si tornatile lignum
Inspicias medio rasum quod Mymphure constat.
Illa quidem gracili primum demissae flagello
Oblongo tenuique ferunt ingentia collo
Corpora , tum vastum laxatur in ilia pondus,
Totum venter habet, totum alvus, et intus aluntur
Multa cavernoso sciunctim carcere grana
Quae tibi consimilem possunt promittere messem.
Ipsos quin etiam teneri sub tempore fructus,
Ante humor quam clausa latens per viscera sero
Auctumni adventu rarescat et arida circum
Restiterit cutis, inter opes transire ciborum
Saepe videmus et ardenti sartagine pinguem
Combibere arvinam, et placidum segmenta saporem
Ebria multoties mensis praestare secundis.
Si vero aestivi sinitur spiramina solis
Cum genitrice pati et matura falce recidi
Iden factus in assiduos formarier usus
Vasorum poterit, vasto dum visccra ventre
Egerimus, facili rodentes ilia torno.
Nonumquam hac ingens sextarius abditur alvo,
Clauditur aut potior mensurae portio plenae,
Amphora quae piceo linitur dum glutine, servat
Incorrupta diu generosi dona Lyaei."
(Walahfried Strabo: Liber de Cultura Hortorum von 827)

"I. Siehe, da wächst auch der Kürbis. Aus winzigem Samen zur Höhe
Reckt er sich, streut mir den Schilden der Blätter riesige Schatten
Und entsendet mit üppigen Zweigen haltende Ranken.
Gleich wie der laubige Efeu die ragende Ulme umwindet,
Legt seine schmiegenden Arme vom Mutterschoße der Erde
Rings um den Baum und, reichend empor zum obersten Wipfel,
Decket die Runzeln der Rinde mit seinem frischgrünen Kleide,
Oder auch wie die an Bäumen gezogene Rebe am Stamme
Ranket und oben die Zweige mit Beerenbüscheln bekleidet,
Steigend aus eigener Kraft hinauf in die Höhe der Krone,
Also daß von dem fremden Sitze die rötlichen Trauben
Hangen du siehst, denn Bacchus belastet das grünende Stockwerk,
Und seine stärkeren Triebe zerteilen hoch oben das Laubdach:
So sucht auch mein Kürbis, aus schwächlichem Stamme entsprossen,
Halt an den gabligen Stützen, die man ihm dazu bereitstellt.
Klammernd mit hakigen Ranken, erfaßt er die Zweige der Erle.
Daß kein tobender Sturmwind ihn loszureißen vermöge,
Treibt er gleich viele Ranken hervor, wie er Knoten erzeuget,
Und weil jede am Ende in doppelte Klammern sich gabelt,
Packen sie rechts und links von allen Seiten die Stütze.
Gleich wie wenn spinnende Mädchen die weiche Wolle hinüber
Ziehn auf die Spindel, und wie sie, geschwungen zu großen Spiralen,
Ordnen in zierlicher Windung die ganze Reihe der Fäden,
Also umschnüren in Ketten die weitausholenden Ranken
Und verkleiden von Stufe zu Stufe die rundlichen Zweige,
Bringen es fertig, mit fremden Kräften gar über den Dachfirst
Hoher Hallen in schwimmendem Flug triumphierend zu steigen.
II. Wie vermag nun die rings von den Zweigen hangenden Früchte
Würdig zu preisen? Sie sind allenthalben mit Furchen nicht minder
Sicher geformt, als wenn du gedrechseltes Holz, in der Mitte
Künstlich vom Messer des Drechslermeisters geglättet, betrachtest.
Abwärts gebogen an schmächtigem Stiele hangen die Früchte,
Tragen am schlanken, länglichen Halse gewaltige Körper;
Riesenhaft dehnt sich die Fülle sodann zum gewichtigen Leibe,
Alles ist Bauch und alles ist Wanst. Und im Kerker der Höhlung
Nähren, geordnet in Reih und Glied, sie zahlreiche Kerne;
Fruchtbar verheißen sie dir entsprechend üppige Ernte.
Ja, solange die Frucht des Kürbis noch saftig und zart ist,
Ehe die Flüssigkeit, die sie im Innern birgt, beim späten
Nahen des Herbstes vertrocknet und rings die Schale verholzet,
Sehen wir sie nicht selten mit anderen köstlichen Speisen
Umgehn am Tische; getränket im Fett der dampfenden Pfanne,
Mögen fürwahr die wohlzubereiteten Stücke gar manchmal
Trefflich den Nachtisch versehen als süße Delikatesse.
Läßt man jedoch die Frucht am Mutterstock ihrer Pflanze
Dulden des Sommers Glut und schneidet sie reif mit dem Messer,
Kann als Gefäß sie gestaltet werden zu stetem Gebrauche,
Schafft man die Eingeweide heraus aus dem bauchigen Körper,
Schneidend leicht mit dem Eisen, im Drehen das Innere glättend.
Eines Schoppens Menge hat manchmal Platz in der Höhlung,
Oder sie faßt gar in sich den größeren Teil eines Maßes.
Dieser Krug, verpichst du ihn wohl mit Pechleim, bewahret
Lange dir frisch die Gaben des spendenden Bacchus Lyæus."
(Walahfried Strabo: Liber de Cultura Hortorum von 827)