"[I.119. - Wegdorn] - Rhamnus  oleides (Rhamnaceae) - Ölblättigerer Wegdorn, Rhamnus  saxatilis (Rhamnaceae) - Zwergkreuzwegdorn, Rhamnus  paliurus (Rhamnaceae) - Stacheliger Wegdorn
Der  Wegdorn  [Einige  nennen  ihn  Persephonion,  Andere  Leukakantha,  die  Römer  Spina  alba,  auch Spina cerbalis, die Afrikaner Atadir] ist ein in Hecken wachsender Strauch mit aufrechten Zweigen und spitzen  Dornen  wie  Oxyakantha,  aber  kleinen,  länglichen,  etwas  fettigen,  weichen  Blättern.  Es  gibt aber auch eine zweite weißere Art und eine dritte schwärzere mit breiteren, etwas ins Rothe gehender Blättern  und  etwa  5  Ellen  und  mehr  langen  dornigen  Zweigen,  er  hat  aber  weniger  feste  und  spitze Dornen.  Die  Frucht  ist  breit,  weiß,  zart,  beinahe  beutelförmig,  ähnlich  einem  Wirtel.  Die  Blätter  aller wirken als Umschlag gegen roseartigen und Bläschenausschlag. Es heißt aber auch, dass die Zweige desselben vor der Tür oder draußen hingesetzt den schädlichen Einfluss der Gifte abhalten." 
"[Über Lykion] - Rhamnus saxatilis subsp. infectoria (Rhamnaceae) - Färber-Wegdorn
Lykion,  welches  Einige  Pyxakantha  nennen,  ist  ein  dorniger  Baum  mit  3  Ellen  langen  oder  noch größeren  Zweigen,  um  welche  die  buxbaumähnlichen  Blätter  dicht  stehen.  Er  hat  eine  dem  Pfeffer ähnliche schwarze, bittere, harte und glatte Frucht und eine gelbliche Rinde, ähnlich dem verdünnten Lykion,  viele,  breite  und  holzige  Wurzeln.  Er  wächst  sehr  häufig  in  Kappadokien,  Lykien  und  vielen anderen  Gegenden;  aber  er  liebt  raue  Orte.  Der  Saft  wird  bereitet,  indem  die  Wurzeln  samt  dem Strauche  zerstoßen,  hinreichend  viele  Tage  hindurch  macerirt  und  gekocht  werden,  dann  nach Entfernen des Holzes die Flüssigkeit wieder bis zur Honig- Konsistenz eingekocht wird. Verfälscht wird er durch Zumischen von Olivenhefe oder durch Wermutssaft oder Ochsengalle während des Kochens. Das, was beim  Kochen schaumartig obenauf schwimmt, nimm weg und bewahre es zu  Augenmitteln auf,  das Übrige gebrauche zu anderen Zwecken. In gleicher Weise wird auch aus der ausgepressten und der Sonne ausgesetzten Frucht Saft bereitet. Am besten ist das Lykion, wenn es angezündet wird und nach dein Auslöschen einen rötlichen Schaum hat, der von außen schwarz, auf dem Bruche gelb, ohne  üblen  Geruch,  bitterlich,  zusammenziehend  und  von  safranartiger  Farbe  ist;  ein  solches  ist  das indische,  welcher;  sich  vor  den  übrigen  auszeichnet  und  kräftiger  wirkt.  Es  hat  zusammenziehende Kraft und vertreibt die Verdunkelungen von den Pupillen. Es heilt auch die Krätze der Augenlider, das Jucken und alte Flüsse. Als Salbe wirkt es auch bei eiterigen Ohren, bei Mandelentzündungen, Rissen im  Zahnfleisch,  gespaltenen  Lippen,  Schrunden  am  After  und  beim  Wolf.  Wohltuend  erweist  es  sich für  solcher  die  am  Magen  und  an  Dysenterie  leiden.  Mit  Wasser  wird  es  bei  Blutspeien  und  Husten gegeben, den vom tollen Hunde Gebissenen in der Pille oder mit Wasser als Trank. Es färbt die Haare gelb,  heilt  Nebennägel,  fressende  und  eiternde  Geschwüre;  im  Zäpfchen  stellt  es  den  Fluss  der Frauen.  Endlich  auch  hilft  es  mit  Milch  getrunken  oder  als  Bissen  genommen  den  von  wütenden Tieren (Hunden) gebissenen. Man sagt aber, dass das indische Lykion aus einem  Strauche stamme, welcher  Lonchitis  genannt  werde.  Es  ist  eine  Art  Dorngewächs  mit  aufrechten  3  Ellen  langen  und größeren   Zweigen,   welche   zahlreich    aus   der    Wurzel   kommen    und   dicker   sind    als   der Brombeerstrauch.  Die  auf-  geritzte  Rinde  ist  rötlich.  Die  Blätter  sind  denen  des  Ölbaumes  ähnlich. Sein  Kraut  in  Essig  gekocht  und  getrunken  soll  Milzentzündung  und  Gelbsucht  heilen  und  die Reinigung  der  Frauen  herbeiführen.  Man  sagt,  dass  es  ungekocht  aber fein  gestoßen  als  Trank dasselbe  leistet.  2  Mystra  des  Samens  getrunken  treiben  das  Wässerige  aus  und  helfen  gegen tödliche Gifte." 
(Dioskurides: Materia Medica, Übersetzung von Julius Berends, 1902)