• "Loranthus europaeus L., Loranthus (Loranth.) und Viscum album L., Mistel (Loranth.). — Die Mistel besteht aus luft- und feuchte Wärme haltiger, dagegen sehr wenig erdiger Substanz und hat mehr scharfen, als bitteren Geschmack. Sie zieht aus der Tiefe Flüsse an und vertheilt sie. Ihre wärmende Wirkung tritt nicht sofort bei der Application, sondern erst nach einiger Zeit zu Tage, gleichwie bei Thapsia.
    Galen fasst wohl beide, auf den verschiedensten Baumarten schmarotzenden Pflanzen zusammen. Doch während Loranthus vorzugsweise auf verschiedenen Eichenarten und Kastanien schmarotzt, wächst die Mistel niemals auf Eichen. Theophrast giebt aber an: „Ausser den Eicheln trägt der prinos (Kermeseiche?) auch rothe Körner (Kermeskörner oder Sehildläuse, zum Rothfärben dienend). Er trägt auch Loranthus und Mistel, so dass der Baum zuweilen zu gleicher Zeit viererlei Früchte hat, zweierlei eigene und zweierlei fremde, die von Loranthus und von der Mistel. Der Loranthus wächst auf der Nordseite des Baumes, die Mistel auf der Südseite.“ Largus wendet „viscum de quercu“ gegen Drüsengeschwülste und zusammen mit ausgelaugter Asche bei Abscessen an, die zum Aufbrechen zu bringen sind. Abu Mansur lässt auch viscum dem Körper dicke Säfte entziehen und vertheilen, harte Geschwülste (besonders hinter den Ohren) erweichen und reifen und verwendet es schliesslich gegen Milzverhärtungen."

    (Ludwig Israelson: Die "materia medica" des Klaudios Galenos, 1894)
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