"Anethum graveolens L., Dill (Umbellifer).
Anethum hat warmmachende Wirkung auf der
Grenze des 2. und 3. Grades, austrocknende zu Ende des 1.
und zu Beginn des 2. Grades. In Oel gekocht wirkt es
vertheilend, schmerzlindernd, schlafbringend und harte
Geschwülste reifmachend. Gedörrt, wirkt es im 3. Grade
wärmend und trocknend und ist als Streupulver bei stark
nässenden und weichen Geschwüren, besonders bei venerischen
wirksam, indem es sie zur Vernarbung bringt. Der
grüne Dill wirkt besser auf die Verdauung ein als der
getrocknete. Daher scheinen mir die Alten Kränze aus
Dill bei den Symposien gebraucht zu haben. In seinen
„Hausmitteln“ empfiehlt Galen ol. Anethi gegen Kopfschmerzen
infolge von Erkältung.
Bei Hippokrates findet sich über Dill die Angabe,
dass er per os stopfend, als Suppositorium abführend wirkt.
Dieser Widerspruch ist aber nur ein scheinbarer insofern,
als das Anetho1 bei localer Application die Mastdarmschleimhaut
reizt, per os aber, ebenso wie Menthol gegen Durchfall
wirksam ist. Nach Sickenberger ist Dill in Aegypten
als Diureticum und Aromaticum im Gebrauch.
Abu Mansur braucht Dill wie Galen, gegen Geschwüre
(auch Darmgeschwüre), ausserdem das Oel gegen
Rheumatismus und als Aphrodisiacum."
(Ludwig Israelson: Die "materia medica" des Klaudios Galenos, 1894)