"Kokain (Cocain) und verwandte Alkaloide: Das einzige Vorkommen von Cokain im Pflanzenreich ist Erythroxylum coca, eine Sammelart, die mehrere domestizierte Vaietäten umfasst. Die Wildformen der heutigen Kulturpflanzen sind nicht mehr bekannt.
Die Cocablätter einnern in ihrem Aussehen an die als Gewürz bekannten Lorbeerblätter von Laurus nobilis. Charakteristisch sind zwei Streifen, die sich auf der Ober- und Unterseite bandförmig von der Basis zur Spitze, etwa parallel zur Mittelrippe ziehen. Die Blattoberseite ist stets dunkler gefärbt als die Unterseite. Die Droge riecht eigenartig (schwach teeähnlich), der Geschmack ist bitter, leicht aromatisch, später Zunge und Lippen anästhesierend. Hauptanbaugebiete für Coca sind Bolivien, Columbien und Peru.
Die Gewinnung von Cocainhydrochlorid erfolgt in einem Anreicherungsverfahren. Das weiße, kristalline Pulver ist geruchlos, schmeckt scharf bitter und hat eine anästhesierende Wirkung auf die Zunge.
Örtlich wirken Cocain und Cocainsalze lokalanästhesierend und vasokonstriktiv. Zentral wirkt Cocain stark erregend, in höheren Dosen zugleich lähmend. Verwendet wird es in sehr seltenen Fällen zur Anästhesie im Nasen- und Rachenraum. Die historische Bedeutung der Droge beruht darauf, dass sie als Vorbild für synthetische Lokalanästhetika mit größerer therapeutischer Breite und erhöhter Stabilität diente.
Das Produkt der illegalen Kokainproduktion wird als Kokapaste bezeichnet. Die gereinigte Droge hat anfangs einen Cocaingehalt von 80-90%, der in der Verteilerkette im Verhältnis 1:4 gestreckt wird. Mit zunehmender Verdünnung werden die Produkte immer teurer.
Alkaloidfreie Cocablatextrakte: Diese finden sich als Ingrediens zur Herstellung koffeinhaltiger Erfrischungsgetränke. Der durchschnittliche Cocablattextraktgehalt in Colagetränken beträgt 0,02%. Alkaloidfreie Cocaextrakte setzt man in den USA außerdem Eiscremes sowie alkoholischen Getränken zu.
Als Cocaismus bezeichnet man das gewohnheitsmäßige Kauen von Cocablättern. Ein Cocabissen besteht aus den Blättern des Cocastrauches, deren Blattrippen herausgelöst werden. Die Blattmasse wird zusammen mit Kalk oder Pflanzenasche so lange gekaut, bis nur noch Gefäßbündel und Blattfasern übrig sind.
Die suchtbedingte Einnahme von Kokapaste oder Kokain durch Schnupfen , durch Inhalation der Dämpfe oder durch parenterale Zufuhr von Salzen wird als Cocainismus oder Kokainsucht bezeichnet.
Chronischer Missbrauch der Droge führt zu einer Verkümmerung der psychischen und somatischen Funktionen."
(Ernst Steinegger, Rudolf Hänsel: Lehrbuch der Pharmakognosie und Phytopharmazie, Springer-Verlag, 1988)