 
  "Bibinell oder Bibernell würdt in den Apotecken Pimpinella genent. Von ettlichen zu unsern zeiten Lateinisch Pampinula und Bipennula. Wie sie aber bey den allten / unnd den Griechen geheyssen sey worden / unnd ob sie dieselbigen auch erkant haben / kan ich diser zeit nit eygentlich wissen.
 
"Bibinell oder Bibernell würdt in den Apotecken Pimpinella genent. Von ettlichen zu unsern zeiten Lateinisch Pampinula und Bipennula. Wie sie aber bey den allten / unnd den Griechen geheyssen sey worden / unnd ob sie dieselbigen auch erkant haben / kan ich diser zeit nit eygentlich wissen. 
 Der Bibinell seind fürnemlich zweyerley geschlecht / groß und klein. Die groß hat jhren namen von den blettern / die do grösser seind dann der andern / welche die kleiner genent würdt. Beyderley underscheyd wöllen wir in der beschreibung jhrer gestalt klärlich anzeygen.
Die groß Bibinell hat einen holen / ecketen / langen stengel. Die bletter seind schwartzgrün / tieff unnd vilfeltig zerschnitten. Am gipffel der stengel bringt sie ein schön weißblüende kron. Der zeitig same / so nach abfallung der blumen wechßt / ist dem Peterlin samen gleich / doch hitziger und scherpffer auff der zungen. Die wurtzel ist lang / außwendig schwartz. Die klein Bibinell hat einen braunen stengel / in sonderheyt so sie zu jhrer volkommenheyt kompt. Seine bletter seind seer klein zerkerfft / unn zu ringßumbher wie ein säglin zerschnitten. Die blumen seind weiß / der same ein wenig breyter dann des Peterlins. Die wurtzel lang / außwendig geel / inwendig aber weiß / und seer scharpff auff der zungen. 
Das groß geschlecht der Bibinell wechßt auff dürren wisen. Das klein an den rauhen bergen / und in den finstern wälden. 
  Beyderley geschlecht der Bibinell blüen fast den gantzen summer / biß in den Herbst hinein. 
  Die Bibinell ist on zweifel warm und trucken biß in den dritten grad / dann sie am geschmack / wie oben angezeygt / seer scharpff und räß ist. 
    Der safft von dem kraut der Bibinell / das angesicht damit gewäschen / vertreibt die mäler und flecken desselbigen. Er macht aber nit allein ein lauter und klar angesicht / sonder auch so er in die wunden gegossen würdt die do unreyn seind / reyniget er dieselbigen. Sölche krafft hatt auch das zerstossen kraut darauff gebunden. Das kraut in wein gesotten unn getruncken / bricht den stein in der blasen / und treibt den harn. Es ist auch gut wider allerley gifft getruncken / in sonnderheyt aber denen so von den natern gebissen seind. Die wurtzel ist treffenlich gut zu der zeit der Pestilentz gebraucht / dann sie widerstrebt dem bösen lufft / und bewart vor diser grausamen plaag / auch so sie nur im mund gehalten würdt. Das außgebrennt wasser von diesem kraut in die augen gethon / macht ein klar gesicht." 
(Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543)