• "1. Formen für innerliche Arzneimittel.
    Die wichtigste Rolle spielen die Decocte, welche mit Wasser, Essigwasser, Honigwasser, Honigwein und gemischtem Wein bereitet wurden.
    § Vor dem Essen 4 Esslöffel zu nehmen (Brechdurchfall).
    Ferner werden Aufschwemmungen in obengenannten Flüssigkeiten zubereitet. Häufig benutzt Galen die Form von Pastillen, welche der Patient bei Gebrauch in einer der genannten Flüssigkeiten auflöst.
    § Haselnussgrosse Stücke in warmem Wasser zu nehmen (Leberanschoppung).
    Pillen lässt Galen mit Pflanzensäften, Wachs und hauptsächlich mit Tragacanth in die erforderliche Consistenz bringen.
    § 17 Pillen als Maximaldosis bei kräftiger Constitution zu nehmen; bei schwächlicher entsprechend weniger (abführende Pillen).
    § Einzeln unter der Zunge schmelzen zu lassen (Laryngitis und Tracheitis).
    Schliesslich werden auch häufig Electuarien und Pulver verordnet.
    Als Geschmackscorrigentien dienen die Honig- und Weingemische.
    Als Einhüllungsmittel verwendet Galen die Ptisane über welche er ein besonderes Werk geschrieben hat „de Ptisane“.
    Geruchscorrigentien sind Nardus, sowie andere Aromatica."
  • "2. Formen für halbinnerliche Mittel.
    Hierher gehören die zahlreichen Mund- und Gurgelwässer, Pinselsäfte, Masticatoria gegen Zahnschmerzen, z. B. aus Staphisagria und Glechon. Bei Caries der Zähne empfiehlt Galen, mehrfach mit der glühenden Sonde in den hohlen Zahn zu fahren (Tötung des Nerven), dann getrocknetes Origanum mit heissem Oel befeuchtet in die Cavität zu thun. Ferner gehören hierher Einspritzungen in die Nase, auch Eingiessungen und Pinselungen mit einem Charpiepinsel.
    Hierher gehören ferner die zahlreichen Niessmittel, ferner die Inhalationen.
    § Auf glühende Kohlen gelegt durch ein Rohr zu inhaliren (Laryngitis und Bronchitis).
    Auch auf heissem Wasser lässt Galen harzige Stoffe behufs Inhalation verdampfen.
    Eine wichtige Stelle spielen auch Rectal- und Vaginalklysmata.
    Schliesslich seien noch die häufig verwendeten Anal- und Vaginal-Zäpfchen aus Talg und Mark und die Pessare aus ungereinigter Schafswolle und Schwämmchen erwähnt."
  • "3. Formen für äusserliche Mittel.
    Eine ungemein wichtige Rolle spielen bei Galen die Salben und Pflaster. Vorschriften für die Zubereitung einer überreichen Zahl der complicirtesten Salben- und Pflastermischungen füllen 2 umfangreiche Werke.
    Im allgemeinen zerfallen die Pflaster in 4 Klassen:
    1. Metallpflaster, aus Metallen wie Bleiglätte, Bleiweiss etc. mit altem Oel oder Fett bis zur Pflasterconsistenz gebracht, d. h. so lange gekocht, bis die Masse nicht mehr an den Fingern kleben bleibt. Zum Umrühren der Masse benutzte Galen zuweilen Spatel von Zweigen oder Wurzeln einer wirksamen Drogue, deren heilsame Bestandteile von dem Pflaster aufgenommen wurden.
    2. Pflaster aus Pflanzensäften, -lösungen, -decocten etc., welche durch Schmelzen von Wachs, Galbanum und verschiedenen Harzen im Wasserbade in die geschmolzenen Massen aufgenommen wurden, oder aber durch Digeriren der Harze (Opoponax, Sagapenum, Ammoniacum) in Essig unter Zusatz anderer pflasterbildender Substanzen bereitet wurden.
    3. Pflaster aus feingestossenen und gesiebten Kräutern (Amaracum, Gentiana, Dictamnus, Iris, Centaurium etc.).
    4. Pflaster aus Taubendünger, der mit Essig angerührt und dann unter Zusatz eines Metallsalzes mit Harz, Wachs etc. in gewöhnlicher Weise zur Pflasterconsistenz gebracht wurde.
    Ausser Salben und Pflastern benutzt Galen Linimente aus Oel mit Schwefel etc.
    Senfteige und andere Rubefacientia werden häufig erwähnt.
    Kataplasmen werden aus den verschiedenen Mehlen, Graupen und Samen mit Wasser zubereitet."
  • "Zahnpulver und Kosmetica spielen gleichfalls eine Rolle.
    Aetzmittel werden auf Sonden applicirt (Caro luxurians, Trachom etc.).
    Schliesslich seien noch Bäder, Räucherungen und Bähungen angeführt."

    (Ludwig Israelson: Die "materia medica" des Klaudios Galenos, 1894)
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