• "Anchusa tinctoria L., färbende Ochsenzunge (Boragin). Es giebt 4 Species von Anchusa:
    a) Die Wurzel ist mässig bitter, adstringirend und austrocknend. Die Blätter wirken schwächer. Sie reinigt den Körper von galligen und salzigen Säften. Sie ist bei Gelbsucht, Milz- und Nierenaffectionen nützlich. Sie hat kühlende Wirkung und ist infolge dessen in einem Gerstenmehlkataplasma gegen Erysipel wirksam, ln Folge ihrer austrocknenden Eigenschaft, wirkt sie, in Wein genommen, gegen Diarrhoe und äusserlich, in Essig angewandt gegen Vitiligo (Maal-, Leberflecken) und Lepra (Schuppenaussatz).
    b) Die Wurzel ist stärker adstringirend als die der vorigen Species. Gleichfalls gegen Erysipel angewandt.
    c) Von bitterem Geschmack. Gegen Vipernbiss wirksam, sowohl als Amulet umgehängt, als Salbe aufgetragen oder auch innerlich genommen.
    d) Die 4. Species ist die kleinste, der vorigen sehr ähnlich, aber noch bitterer und wirksamer, besonders gegen Bandwürmer.
    Nach Fraas glaube ich obige Species so deuten zu können, dass a) der Anchusa tinct., b) Echium italicum, c) Echium rubrum entspricht. Die letzte Species lässt sich wohl kaum deuten.
    Hippokrates zählt die Anchusen den Wundätzmitteln zu, wohl der schwach adstringirenden Wirkung wegen. Dioscorides giebt nur an, dass man sie als Arznei benutzt und in Salben thut als schmerzstillendes Mittel, in welcher Eigenschaft sie nach Demitsch auch in der russischen Volksmedicin verwandt wird. Die Wirkung gegen Schlangenbiss erklärt sich als Sympathieschluss aus dem schlangenartigen Aussehen des Echium rubrum. Daher finden wir genannte Species in dieser Eigenschaft auch in der Volksmedicin der Russen. Abu Mansur verwendet sie, mit Fett und Butter gemischt gegen scrophulöse Lymphdrüsen und alte Geschwüre."

    (Ludwig Israelson: Die "materia medica" des Klaudios Galenos, 1894)
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